Einen interessanten Abend zur aktuellen Bargeld-Diskussion erlebten am Mittwoch, dem 27. April 2016, Mitglieder und Kunden im Börsenclub in gewohnt schöner Atmosphäre im Intermezzo der Stadthalle Alsdorf. Jörg Jonas, Bereichsleiter PrivateBanking der VR-Bank eG – Region Aachen, hatte als Referenten Thomas Szewczyk, Bundesbankdirektor und Leiter der Filiale Köln der Deutschen Bundesbank, gewinnen können. Stilecht in großem Leinen-Geldsack der Bundesbank hatte er eine Million Euro in 500-Euroscheinen dabei und räumte gleich zu Beginn damit auf, dass die großen Summen, wie man sie in Fernseh- oder Kinofilmen sieht, in der Realität gar nicht so viel Platz benötigen.
Nach einem kurzen Einstieg, der zeigte, dass Bargeld vor allem Vertrauen bedeute, veranschaulichte Szewczyk in seinem Vortrag die Entwicklung von Bargeldnachfrage in Deutschland und Europa und beleuchtete das Zahlungsverhalten: An der Ladenkasse ist Bargeld weiterhin das meistgenutzte Zahlungsmittel – aber Kartenzahlungen legen beständig zu. Im Kontext, dass die Deutschen pro Person im Durchschnitt 103 Euro im Portemonnaie haben und ab einem Schwellenbetrag zwischen 20 und 50 Euro zu unbaren Zahlungsmitteln greifen, relativierte er die Bedeutung der diskutierten Abschaffung der 500-Euro-Banknote für den Durchschnittsbürger – die meisten Menschen in Deutschland hatten noch nie einen „500er“ in der Hand.
Im Europavergleich zeigte er die geltenden Beschränkungen von Barzahlungen in Europa und erklärte, wie und warum beispielsweise skandinavische Länder schon heute mehrheitlich auf andere Zahlungswege als Bargeld zurückgreifen. Angefangen von den Kosten, das Bargeld für Notenbanken, Handel, Kreditinstitute und Privatpersonen verursacht, ging er auf die Motive von Staat, Polizei, Banken, Kartenanbietern, Nachrichtendiensten und Unternehmen ein, die die Reduzierung der Bargeldnutzung befürworten.
Ein großes Thema innerhalb dieser Diskussion in den Medien ist das Falschgeld. Der Bundesbank-direktor klärte über das Aufkommen von Falschgeld in Deutschland und Europa auf, sprach über die Stückelungen der gefälschten Scheine und Münzen und schloss mit den Worten: „Zweifellos ist die Erfindung des Geldes älter als die des Falschgeldes, aber vielleicht waren es nur wenige Minuten“.
Im Anschluss an den Vortrag und eine rege Fragerunde – moderiert von Gastgeber Jörg Jonas – konnten die Besucher bei Kanapees und Getränken selbst ihr Können beim Erkennen von Falschgeld unter Beweis stellen. Szewczyk war mit zwei Falschgeldexperten aus Köln angereist, die die interessierten Gäste aufklärten, woran man schnell „Blüten“ von echten Euro-Banknoten unterscheiden kann.